Hello,
habe mich ja schon das ein oder andere Mal hier gemeldet, wenn ich ein Problemchen mit meinem Fio hatte. Vor knapp drei Wochen ist es dann passiert - der Zahnriemen hat hat den Geist aufgegeben, er hat einige Zähne verloren und Ventiltrieb hat sich von der Kurbelwelle verabschiedet - Kolben und (Einlass)Ventile haben sich dabei begrüßt.
Ich werde hier die kleine Zylinderkopfüberholung dokumentieren, evtl. findet ja jemand Interesse daran oder es ist sogar eine Arbeitserleichterung für die eigene Möhre
Angefangen hat es mit der Anfahrt an der Ampel, auf einmal kurzfristig keine Gasannahme mehr da, dann ging es doch noch über die Kreuzung, den Berg hoch war es dann vorbei, auf einmal trete ich ins leere. Rechts rangefahren, versucht zu starten - nichts. Tank war fast leer, daher war meine erste Vermutung es hat den Restsprit aus dem Schlingertopf geleert und nichts geht mehr. Mit nem aufgefüllten Benzinkanister erneut versucht, kein Erfolg. 15 min später und ein Blick auf das Nockenwellenrad war klar: Der Anlasser dreht, Keilriemen bewegen sich - aber der Zahnriemen nicht! Der Sticker hier machte mir auch schnell klar, warum es so weit gekommen war:
Laut Wartungsplan gibt Fiat für den Motor eine Prüfung alle 60.000 km oder 4 Jahre vor. Kilometerstand ist 128.000, allerdings wäre 2019 die letzte Prüfung gewesen - also selbst verschuldet. Bevor der Kopf runterkommt, schnell mal das Endoskop ausgepackt und in die Brennräume geguckt:
Auf den Zylindern sieht man die Kussspuren von den Einlassventilen auf den Kolben - und auf den Ventilen sieht man die schwarzen Rußabdrücke vom Kolbenboden. Die Sache ist klar: Der Motor ist kein Freiläufer, die Bilder sagen genug aus. Der Kopf muss runter. Von oben sieht der Zahnriemen noch OK aus, also noch eben ein Foto vom Zahnriemen am Kurbelwellenrad gemacht - da waren wohl mal Zähne
Also Kühlwasser absaugen (erspart einem mächtig Sauerei), unterer Kühlerschlauch ab und den restlichen Schluck mit einem selbstgebauten Trichter in die Wanne laufen lassen. Das Kühlwasser hat eine schöne, rostbraune Farbe.
Währenddessen Luftfilterkasten runter, und unter Fluchen und Fingerkrämpfen die Schrauben der Zahnriemenverkleidung abwürgen. Sehr gut kommt man da nicht hin bei dem Motor. Nachdem das Nockenwellenrad runter war (Schlagschrauber), sieht man auch relativ schnell, was dem Riemen noch den Rest gegeben hat. Alles verölt, vermutlich die sabbernde Ventildeckeldichtung. Der Komplette linke Teil des Motors ist voll mit Öl und Rostwasser - doppelt undicht.
Als nächstes kommt (neben kleinen Steckern und Anbauteilen) der Nockenwellenkasten runter. 10 Schrauben, von außen nach Innen schrittweise gelöst, damit sich nichts verkantet durch den Druck der Ventilfedern auf die Tassenstößel/Nockenwelle.